Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome
FiBL
Bio Suisse
Logo
Die Plattform der Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern

Auf dem Weg zur verantwortungsvollen Kälberaufzucht

Meldung  | 

Demeter möchte Verantwortung für die Kälber aus der Milchviehhaltung übernehmen. Bis 2030 sollen deshalb alle Kälber auf dem Geburts- oder einem Partnerbetrieb abgetränkt werden. Ein FiBL Kurs auf Gut Rheinau beleuchtete mögliche Wege und zeigte offene Fragen insbesondere in den Bereichen Markt und Finanzierung auf.

Ammenkuhhaltung wie auf Gut Rheinau ist eine Möglichkeit, die Demeter Richtlinien umzusetzen. Foto: Corinne Obrist.

Die biologisch-dynamische Landwirtschaft hat sich in den Richtlinien auferlegt, ab 2031 alle Kälber auf dem Geburts- oder einem Partnerbetrieb abzutränken. Das heisst, die Tiere werden erst nach mindestens 120 Tagen auf einen Aufzucht- oder Mastbetrieb verschoben. Die neue Regelung tritt gestaffelt in Kraft. Ab 2024 fängt die Übergangsfrist mit 30% der Kälber an, jedes Jahr soll der prozentuale Anteil um 10% erhöht werden.

Aufzuchtsysteme und ihre Tücken

Am FiBL-Kurs präsentierte Claudia Schneider verschiedene Abtränkmethoden und ging insbesondere auf die kuhgebundene Aufzucht ein. Ein Beispiel ist der Betrieb Gut Rheinau, der die Kälber an der Amme aufzieht. Dabei lernen die Kälber von den älteren Tieren und können so ihr Sozialverhalten entwickeln. Das System hat aber auch Herausforderungen. «Einige Kuhmütter leiden lange unter dem Trennungsschmerz», sagte Romina Meier von Gut Rheinau, «dafür können sie ihr Kalb kennenlernen und erfahren wie es ist, Mutter zu sein.»

Wichtig für ein System wie das auf der Rheinau sind Begegnungsmöglichkeiten für Kälber und Kühe, aber auch ein separater Kälberbereich mit Wasser, Futter und Rückzugsmöglichkeiten. Milchviehställe sind nicht für Kälber geplant und bergen Gefahrenpotentiale wie Fressgitter oder Spaltenböden. Dem muss Rechnung getragen werden, bevor Kälber zu den Kühen gelassen werden.

Kälbergesundheit sicherstellen

Die Gesundheit der Kälber hat oberste Priorität. Die Aufzuchtmethode ist dabei laut Rennie Eppstein vom FiBL weniger ausschlaggebend als das betriebliche Management. Besonders wichtig ist eine ausreichende Versorgung des Kalbes mit Kolostrum in den ersten vier Stunden. Zudem gilt: je mehr Milch ein Kalb in den ersten Wochen trinkt, desto besser entwickelt es sich.

Der Kälberschlupf sollte einfach einzustreuen sein und über eine dicke Strohmatratze verfügen, damit die Tiere im Trockenen liegen. Zugluft ist zu vermeiden. Kleinere Gruppen können Stress und Keimdruck reduzieren. Allerding lernen jüngere Kälber von älteren und brauchen Platz zum Spielen. Wer die Hygiene im Griff hat, kann also altersdurchmischte, grössere Kälbergruppen halten.

Wer bezahlt die Kosten?

Für angeregte Diskussionen sorgte die Frage nach der Finanzierung. Denn durch das Abtränken kann weniger Demeter-Milch verkauft werden. Die Kosten für die Aufzucht übersteigen heute, was mit dem Remontenpreis erzielt werden kann. «Es kann nicht sein, dass der Aufzuchtbetrieb auf den Kosten sitzen bleibt», so Dani Böhler vom FiBL. Er schlug drei Möglichkeiten vor – eine Erhöhung des Remontenpreises bzw. des Schlachtpreises oder eine Abtränkprämie.

Gleichzeitig betonte er die schwierige Marktsituation, denn die Kanäle der Detailhändler seien voll. Alternative Marktchancen bestünden bei Restaurants, in der öffentlichen Gastronomie oder in der Direktvermarktung. Romina Meier legte den Teilnehmenden ans Herz, ihren Absatz auf mehrere Standbeine zu verteilen.

Aufzuchtplätze gesucht

Wenn der eigene Betrieb sich nicht für die Aufzucht von Kälbern eignet, kann ein Partnerbetrieb gesucht werden. Wird das Kalb dort am Kessel oder Automaten getränkt, muss bis zum Verstellen 30 Tage gewartet werden. Kann es am Euter trinken, so ist ein sofortiges Verstellen möglich. Priorität haben Demeter Betriebe, bei Nichtverfügbarkeit kann mit Aufzuchtvertrag oder Ausnahmebewilligung auch ein Bio Betrieb berücksichtigt werden. Distanzlimiten bestehen keine.

Die Richtlinien schreiben neu für Aufzucht- und Weidemastbetriebe vor, prioritär Tiere von Demeter-Milchviehbetrieben einzustallen. Aber noch fehlen die Plätze und ohne Absatz werden nur wenige Höfe auf diese Betriebszweige setzen. Die Teilnehmenden des Kurses waren sich einig, dass sich alle Stufen der Wertschöpfungskette an der Lösungsfindung beteiligen müssen, um diese Herausforderungen zu meistern.

Corinne Obrist, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

Möchten Sie die Website zum Home-Bildschirm hinzufügen?
tippen und dann zum Befehl zum Home-Bildschirm hinzufügen nach unten scrollen.