Die Queer-Peer-Group des FiBL durfte einen Tag auf einem queer geführten Biohof im Kanton Luzern mitarbeiten. Foto: FiBL, Phie Thanner
Ein umgestürzter Eschenbaum, verwilderte Brombeeren am Zaun und ein Tag voller Begegnungen: Im Mai unterstützte die queere Peer-Group des FiBL Schweiz einen biologisch wirtschaftenden Betrieb im Kanton Luzern. Gemeinsam mit der Betriebsleiterin und ihrem Team befreiten sie eine Weide vom Holz der umgestürzten Esche und schnitten Brombeersträucher zurück, die zunehmend die Fläche überwucherten.
Vielfalt auf dem Hof und im Betriebskonzept
Auf dem Hof gibt es Milchziegen und -kühe. Während die Ziegenmilch vor Ort verarbeitet wird, geht die Kuhmilch in den Grosshandel. Zur Saison werden Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Baumnüsse – alles von Hochstamm-Bäumen – geerntet. Die solidarisch organisierte Direktvermarktung der Früchte und Ziegenmilchprodukte erfolgt über Foodcoops, Bioläden und Märkte im Raum Luzern.
Gemeinschaftlich anpacken, gemeinsam reflektieren
«Es war schön zu erleben, wie viele Hände gemeinsam etwas bewegen können – was anfangs wie ein unüberwindbarer Berg an Arbeit wirkte, war am Ende des Tages geschafft», erzählt eine Person aus der Peer-Group. Und nicht nur die körperliche Arbeit hat Eindruck hinterlassen. In der gemeinsamen Mittagspause wurde darüber diskutiert, wie wichtig Sichtbarkeit und Austausch in der Landwirtschaft sind – gerade für queere Menschen. Denn Diversität zeigt sich nicht nur in Fruchtfolgen oder Nutztierrassen, sondern auch in den Lebensrealitäten der Menschen, die Höfe führen.
Der fachliche Austausch kam ebenfalls nicht zu kurz – etwa über die ungewöhnlich gelb verfärbten Zwetschgenblätter zu dieser Jahreszeit. Auch das FiBL Projekt «SchweinErleben», ein Forschungsprojekt und Bildungsangebot zur Schweinehaltung, kam zur Sprache – und warum auf diesem Betrieb bewusst auf Schweine verzichtet wird: Standort, Konzept und Vermarktung sprechen dagegen.
Engagement im Rahmen des «Tags der guten Tat»
Der Arbeitseinsatz war Teil einer Vernetzungsinitiative der Queer-Peer-Group des FiBL. Sie setzt sich für ein offenes, diverses Arbeitsumfeld am Forschungsinstitut ein – und für gelebte Solidarität in der Praxis. Der Einsatz fand im Rahmen des «Tags der guten Tat» statt, einer schweizweiten Initiative von Coop, bei der freiwilliges Engagement im Zentrum steht.
Der Tag hat gezeigt, wie konkrete Taten Gemeinschaft und Nachhaltigkeit stärken – auf der Weide ebenso wie im Miteinander. Neben Astschere und Motorsäge war dabei vor allem eines im Gepäck: Offenheit. Der Tag endete mit müden Armen, neuen Impulsen – und dem Gefühl, gemeinsam etwas Wertvolles geschaffen zu haben.
Phie Thanner, FiBL
Weiterführende Informationen
Tag der guten Tat (Coop)