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Bio Weide-Beef zu Mutterkuh Schweiz – machen alle mit?

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Die Migros überträgt ihre Richtlinien für Bio Weide-Beef ab 2026 an Mutterkuh Schweiz. Ob alle bisherigen Produzent*innen diesen Weg mitgehen werden, ist offen. Vorgängig zum Entscheid der Migros hatten auch andere Akteure Konzepte für die Zukunft des Labels eingebracht.

Das Bio Weide-Beef-Label steht am Scheideweg: Wird es integriert in Mutterkuh Schweiz oder gibt es am Ende eine andere Lösung? Foto: IG BWB

Die Bio Weide-Beef (BWB)-Richtlinien werden per Anfang 2026 an Mutterkuh Schweiz übergeben. Das hat die Migros vor Wochenfrist mitgeteilt. «Wir danken den Produzentinnen und Produzenten für ihr bisheriges Engagement und sind überzeugt, dass wir mit der Übergabe der Richtlinien die nachhaltige und tierfreundliche Fleischproduktion langfristig fördern können», lässt sich Thomas Stoffel, der zuständige Category Manager bei der Migros Supermarkt AG in einer Mitteilung zitieren. Die Markenrechte für Bio Weide-Beef verbleiben anders als die Richtlinien weiterhin bei der Migros.

Über Änderungen wird im Herbst informiert

Rund ein Drittel der Produzentinnen und Produzenten von Bio Weide-Beef sei laut der Mitteilung bereits Mitglied von Mutterkuh Schweiz. «Für die übrigen wird eine Anpassung notwendig: Künftig müssen alle Bio Weide-Beef-Produzentinnen und -Produzenten Mitglied bei Mutterkuh Schweiz werden», schreibt Migros.

Die Richtlinien-Standards werden laut dem Communiqué unverändert übernommen. So bleibe sichergestellt, dass die Produzent*innen weiterhin nach den bisherigen Vorgaben arbeiten können. Ob dies der Fall sein wird, ist allerdings offenbar noch nicht beschlossen: «Über mögliche operative Veränderungen wird Mutterkuh Schweiz im Herbst 2025 kommunizieren», heisst es in der Mitteilung.

Mengenplanung wird weitergeführt

Mit der Übergabe der Richtlinien garantiere die Migros, dass die bereits zugesicherten Mengen an Bio Weide-Beef bestehen bleiben. Zusätzlich werde mit Mutterkuh Schweiz eine rollende Mengenplanung eingeführt, schreibt die Migros. Dieses rollendes Planungsmodell ist allerdings bereits vor einem Jahr zwischen der IG BWB und der Migros eingeführt worden. Es wird im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Migros und Mutterkuh Schweiz weitergeführt.

Die Planung umfasst fixierte Mengen für 18 Monate sowie Prognosen für weitere sechs Monate. «Dies gewährleistet den Produzentinnen und Produzenten weiterhin Planungssicherheit», schreibt die Migros. Die Übergabe der Richtlinien stärke das Potenzial für eine standortgerechte, graslandbasierte Fleischproduktion – sowohl in der Mutterkuhhaltung als auch in der Weidemast von dafür geeigneten Tieren aus der Milchviehhaltung, schreibt Migros weiter.

Grosse Herausforderungen für die IG BWB

Mathias Gerber, Präsident von Mutterkuh Schweiz, lässt sich in der Mitteilung wie folgt zitieren: «Die Rinder- und Ochsenmast auf der Weide bietet grosses Potenzial, um das Angebot an qualitativ hochwertigem Rindfleisch weiter auszubauen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und die Möglichkeit, diese Chance gemeinsam mit den Produzentinnen und Produzenten zu nutzen».

Romain Beuret, Präsident der Interessengemeinschaft Bio Weide-Beef (IG BWB) findet es grundsätzlich sehr gut, dass die Richtlinien in Produzentenhände gehen. Er betrachte Mutterkuh Schweiz «als sehr kompetente Organisation, die ihren Produzenten sehr nahe steht und sehr offen für eine erfolgsreiche Zusammenarbeit ist». Er räumt aber auch ein, dass der Migros-Entscheid die IG BWB vor grosse Herausforderungen stellt.

Auch die IG BWB wollte die Richtlinien übernehmen

Die Übergabe der Richtlinien an Mutterkuh Schweiz war nämlich nur eine der möglichen Optionen, bevor die Migros Ende Mai ihren Entscheid gefällt hat. Die Linus Silvestri AG hatte ihrerseits auf die Ankündigung der Migros reagiert, die Richtlinien neu vergeben zu wollen. Die auf Labeltiere spezialisierte Ostschweizer Handelsfirma legte ein Konzept für die Übernahme der BWB-Richtlinien vor, das allerdings bei vielen Produzent*innen auf Skepsis stiess, da sie ihr Regelwerk nicht in die Obhut des Handels übergeben wollten.

Laut Romain Beuret hat auch die IG BWB ein Konzept vorgelegt, um die Richtlinien in eigene Hände zu nehmen, die Migros habe sich dann aber für eine grössere und professionellere Organisation entschieden. Mutterkuh Schweiz ist mit der IG bereits eng verbandelt, sie hat vor Jahresfrist deren Sekretariat übernommen. Laut Beuret wird sich die IG in den nächsten Wochen mit Vertretern von Mutterkuh Schweiz und Bio Suisse treffen, um die zukünftige Organisation der Produktion zu besprechen.

Werden alle BWB-Produzent*innen begeistert sein?

Die enge Zusammenarbeit mit Mutterkuh Schweiz ist allerdings kein Garant, dass alle BWB-Produzent*innen begeistert sind von der neuen Lösung. Es ist offen, ob sämtliche Mitglieder der IG BWB bereit sein werden, bei Mutterkuh Schweiz Mitglied zu werden. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Konzepte Weidemast und Mutterkuhhaltung unterscheiden.

Die Weidemäster setzen oft auf Remonten aus Gebrauchskreuzungen während die Mutterkuhhaltung den Fokus auf Fleischrassen setzt. Es gibt BWB-Produzent*innen, die befürchten, dass künftig nur noch Fleischrassen möglich sein werden. Zudem gibt es in Biokreisen Zweifel bezüglich der Ressourceneffizienz von Mutterkuhhaltung. Die offene Frage ist nun, wie es weitergeht und ob sich die Weidemäster*innen in anderer Form organisieren, als von Migros und Mutterkuh Schweiz vorgesehen.

Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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