Zum Auftakt besichtigte die Besucherschar die konventionell geführte Mandelanlage. Foto: Adrian Krebs, FiBL
Fabian Baumgartner vom FiBL in der gedeckten Zwetschgenanlage am Breitenhof. Foto: Adrian Krebs, FiBL
Breitenhof-Betriebsleiter Thomas Schwizer vor der Zwetschen-Fruchtwand, mit deren Eigenschaften er sehr zufrieden ist. Foto: Adrian Krebs, FiBL
Lukas und Jakob Burgdorfer begrüssten die Teilnehmenden zum Abschluss auf ihrem Betrieb. Foto: Adrian Krebs, FiBL
Der Breitenhof im baselländischen Wintersingen ist eine Hochburg der praxisorientierten Steinobstforschung. Das Zentrum von Agroscope umfasst eine stattliche Anbaufläche von rund 8 Hektaren, wobei etwa die Hälfte der Versuche in Zusammenarbeit mit diversen Partner*innen realisiert werden, darunter auch das FiBL.
Der Bund bremst den Mandelanbau
Seit 1997 ist Thomas Schwizer hier Betriebsleiter. Er führte die stattliche Gruppe von Interessierten am FiBL Erfahrungsaustausch (Erfa) Steinobst durch die Anlage. Den Auftakt machte er bei den konventionell geführten Mandelversuchen. Die Kultur sei dem Klima mindestens gleich gut gewachsen wie die Aprikosen und wäre laut dem Experten für die Direktvermarktung «genial».
Jedoch sei sie vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) anders als im umliegenden Ausland als Nuss kategorisiert worden, obwohl sie aus botanischer Sicht dem Steinobst zuzuordnen ist. Deshalb stehen für die Behandlung der für Mandeln heiklen Blütenmonilia keine Mittel zur Verfügung, wie Schwizer sagte.
Positives Fazit zu Fruchtwänden bei Zwetschgen
Der nächste Stopp galt den Zwetschgen, bei denen seit einigen Jahren Versuche mit Fruchtwänden im Gang sind. Schwizer zeigte sich regelrecht begeistert vom System. «Die Ausdünnung ist viel einfacher als bei Spindelanlagen und wir sparen massiv Arbeitsstunden, auch bei der Ernte», beschrieb er die Vorteile. Ausserdem seien die Früchte sehr einheitlich reif. Damit steige auch die Motivation des Erntepersonals.
Fabian Baumgartner vom FiBL informierte über die Aktivitäten des FiBL im Zwetschgenanbau. Noch dieses Jahr beginnen er und seine Kolleg*innen mit einer umfassenden Ist-Analyse: Unter die Lupe kommen Markt, Produktion, Flächen und Sorten. Ziel ist die Grundlage für betriebswirtschaftliche Berechnungen, dies unter Miteinbezug der Westschweiz, welche über mehr als die Hälfte der Zwetschgenanbaufläche verfügt.
Zwetschgenblattlaus mit Öl bekämpfen
Im Versuchsbereich gibt es zwei zentrale Vorhaben. Einerseits ein bereits seit 2020 laufender Pflanzenschutzversuch zur Regulierung der Grünen Zwetschgenblattlaus (Brachycaudus helichrysi, s. unterste Abschnitte).
Der zweite FiBL Versuchsschwerpunkt in Sachen Zwetschgen ist ein Einnetzungsversuch mit acht Sorten am Breitenhof, der seit 2022 läuft. Hier zeigen sich durchaus positive Effekte. Allerdings erinnerten mehrere Teilnehmer*innen daran, dass sich durch die Einnetzung das Mikroklima in der Anlage verändert. Die etwas höhere Luftfeuchtigkeit könne die Entwicklung der Blattläuse begünstigen, hiess es etwa.
Ausweitung der Sortenerhebungen auf den Betrieben
Schlussendlich waren natürlich auch die Kirschen ein Thema. Hier wurde als erstes über einen Versuchsabbau informiert. Die Sortenprüfung Kirschen am FiBL wird laut Fabian Baumgartner per Ende Saison 2025 gestoppt. Stattdessen kommt es unter dem Projektnamen DEPO (Dezentrales Praxisprüfnetzwerk Obstsorten) zu einer Ausweitung der Sortenerhebungen auf Betrieben.
Weitergeführt werden die Versuche zum Thema Bewässerungsmanagement in gedeckten Kirschenanlagen und zur Funktionellen Biodiversität in Kirschenanlagen mit mobilen Blühboxen und Blühwiesen in Kombination mit der Freilassung von Nützlingen. Da nach dem Schliessen der Netze die direkte Interaktion mit der Umwelt eingeschränkt ist, könnten Kirschenanlagen besonders profitieren, wenn Nützlinge innerhalb der gedeckten Anlage besser gefördert würden.
Durchschnittspreise 2024 erhoben
Im Marktteil machte Bio Suisse Produktmanagerin Sabine Haller zunächst eine Umfrage bei den anwesenden Produzent*innen. Die Aufsummierung der regional eingeholten Auskünfte ergab ein recht klares Bild: Bei den Kirschen ist eine leicht höhere Menge zu erwarten und bei den Zwetschgen dürfte der Ertrag deutlich tiefer liegen als im vergangenen Jahr. Was die Preise angeht, wird voraussichtlich Konstanz angestrebt.
Haller präsentierte die mittels Umfrage ermittelten realisierten Preise (Produktion) im vergangenen Jahr:
- Für Kirschen lose lag der durchschnittliche Kilopreis bei 7.85 Franken, abgepackt in 500 Gramm Schalen belief sich der Durchschnittspreis auf 8.99 Franken.
- Bei Zwetschgen betrug der Durchschnittspreis lose 3.55 Franken und abgepackt 4.38 Franken.
Werden die Preissenkungen auf Steinobst ausgeweitet?
Sorgen bereitet Haller die vom Detailhandel lancierte Tiefpreisstrategie. Im Suisse Garantie-Sortiment (SGA) sind bereits Äpfel und Importbeeren betroffen (Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren). Im Biobereich seit November letzten Jahres die Gala-Äpfel. Die grosse Frage sei jetzt, ob die Preissenkungen auf Steinobst ausgeweitet würden, sagte Haller.
«Die Anspannung bei allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette steigt spürbar an», sagte sie, «es werden indirekte Auswirkungen auf die Produktion befürchtet». Bio Suisse sei es ein grosses Anliegen, dass diese Preisreduktionen nicht zulasten der Produzent*innen gehen.
Praxisversuch zur Blattlausregulierung
Zum Abschluss des informativen Treffens besuchten die Teilnehmenden den Betrieb von Jakob und Lukas Burgdorfer in Rickenbach (BL). Neben Tierhaltung und Ackerbau stellen die Zwetschgen- und Kirschenproduktion wichtige Betriebszweige dar.
In den Zwetschgen wird seit einigen Jahren ein Versuch zur Regulierung der Grünen Zwetschgenblattlaus durchgeführt. In diesem testete das FiBL auf zwei Betrieben vier Bekämpfungsvarianten: frühe Ölbehandlung, späte Ölbehandlung, frühe Ölbehandlung in Kombination mit Kaolin und Kontrolle, dies mit den Sorten Dabrovice, Tophit und Toptaste. Das Fazit:
- Frühe Ölbehandlungen zeigen eine gute Teilwirkung.
- Tendenziell wird diese Wirkung durch Kaolinapplikationen im Herbst noch verbessert.
Die Teilnehmenden des Erfas konnten sich direkt im Feld ein Bild der Auswirkungen der verschiedenen Versuchsvarianten machen, bevor sie sich mit einem Zvieri stärken durften.
Adrian Krebs, FiBL
Weiterführende Informationen
Sortenliste Kirschen (fibl.org)
Präsentation von Sabine Haller, Bio Suisse (1.1 MB)
Präsentation von Fabian Baumgartner, FiBL (7.0 MB)