Rund 100 000 künstliche Hindernisse mit einer Höhe von über 50 Zentimeter trennen die Schweizer Fliessgewässer in unzählige Teilstücke. Darunter leiden vor allem die heimischen Fische. Sie werden durch die Hindernisse an der Wanderung zu ihren Laichplätzen gehindert, weshalb heute viele Fischarten bedroht oder bereits ausgestorben sind. Das teilt die Gewässerschutzorganisation Aqua Viva anlässlich des internationalen Aktionstages gegen Staudämme mit und fordert den Rückbau nicht mehr benötigter Schwellen und Wehre in den Schweizer Fliessgewässern.
Alle Fischarten wandern
«Unsere Flüsse und Bäche gelten als die am stärksten verbauten Gewässer der Welt. Damit sie sich wieder dynamisch entwickeln und Fische ungehindert wandern können, müssen wir endlich anfangen, die zahlreichen Hindernisse in unseren Fliessgewässern zu entfernen» sagt Christian Hossli, Projektleiter «Fluss frei!» bei Aqua Viva. Aufgrund der zahlreichen Hindernisse beträgt die durchschnittlich frei durchwanderbare Länge eines Schweizer Baches oder Flusses lediglich 650 Meter. Das ist für viele Fischarten ein Problem.
Die meisten Fische können ein 50 Zentimeter hohes Hindernis nicht überqueren. Für gewisse Arten wie die Groppe sind schon 20 Zentimeter unüberwindbar. So stehen aktuell 55 Fische und Rundmäuler auf der Roten Liste, 14 sind vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Lediglich 14 Arten gelten als nicht gefährdet. Besonders betroffen von den unzähligen Hindernissen sind Langstreckenwanderer wie der Lachs oder der Aal. Aber nicht nur diese, sondern alle Fischarten wandern und sind auf vernetzte Fliessgewässer angewiesen: Zur Nahrungssuche, zur Fortpflanzung und um Schutz zu suchen vor Fressfeinden oder zu hohen Wassertemperaturen.
Unnötige Hindernisse
In der Vergangenheit wurden die Schweizer Fliessgewässer grossflächig begradigt. Zur Sicherung der unnatürlichen Flussläufe baute man eine Vielzahl von Schwellen zur Sohlsicherung. Viele davon werden laut Aqua Viva heute nicht mehr benötigt und könnten ohne Nachteile rückgebaut werden. Hinzu kommen rund 1300 Wehre und Talsperren zur Wasserkraftnutzung. Hier bedürfe es mehr Tempo bei der Umsetzung der gesetzlichen Sanierungspflichten. An zu vielen Kraftwerken fehle es aktuell noch an funktionierenden Lösungen zum Fischauf- und -abstieg. Aqua Viva erarbeitet einen Handlungsleitfaden mit Referenz-Beispielen zum Rückbau von Hindernissen.
Der internationale Aktionstag gegen Staudämme findet jährlich am 14. März statt.
Weitere Informationen
www.flussfrei.ch (Kurzfilmserie)
Biodiversität (Rubrik)