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Natürlicher Weingenuss aus dem Aargau für die ökologische Wende

Meldung  | 

50 Prozent der Weinsorten auf dem Weingut FiBL sind pilzwiderstandsfähig. Sie sind nicht nur ökologischer, sondern können auch im Geschmack den traditionellen Sorten das Wasser reichen, schreibt der Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) in einem Porträt über den Betrieb.

Andreas Tuchschmid ist Kellermeister am Weingut FiBL. Foto: Jasmine Baumann, LID

Die Trauben während des Farbumschlags Mitte Juli: Sie werden langsam rot. Foto: Jasmine Baumann, LID

Die Weine «Les Noires» und «Les Blancs» sind Assemblages aus verschiedenen PiWi-Sorten. Foto: Jasmine Baumann, LID

Natürliche Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau bringt viele ökologische Vorteile. Foto: Jasmine Baumann, LID

Namen wie Solaris, Johanniter und Sauvignon Soyhières haben bei Weinliebhabern keine lange Tradition. Jedoch kommen gerade in den letzten 30 Jahren immer mehr neue krankheitsresistente Traubensorten in die Weinflaschen. Diese mögen geschmacklich längst mit traditionellen Weinen mithalten.

«Blind kann man nicht sagen, welches ein PiWi-Wein ist und welcher nicht», sagt Andreas Tuchschmid, Kellermeister am Weingut des Forschungsinstituts für Biolandbau (FiBL). PiWi bedeutet pilzwiderstandsfähig.

80 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel

Seit 2004 bewirtschaftet das FiBL die ehemalige Aargauische Staatstrotte nach den Richtlinien von Bio Suisse. Rund 20 bis 25 Rebsorten wachsen dort. Die Hälfte davon sind bereits PiWi-Sorten. Von diesen ist Andreas Tuchschmid besonders überzeugt.

«Dank ihrer Resistenz gegen echten und falschen Mehltau können wir 80 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen», erklärt der Winzer. Zum Vergleich: Im letzten Jahr wurden die herkömmlichen Sorten 20-mal gespritzt und die PiWi-Sorten nur drei- bis viermal. Dies gibt zudem einen deutlich geringeren CO2-Ausstoss.

Auch in Regenjahren haben PiWi-Weine dank ihrer Widerstandsfähigkeit eine gute Ertragssicherheit.

Resistenz-Gene von Wildreben

Eingezüchtet wurden die Resistenz-Gene über Kreuzungszucht mit asiatischen und amerikanischen Wildreben. «Das sind etwa 20 Jahre Arbeit, bis man eine neue resistente und gute Weinsorte hat», erklärt der Kellermeister. Auch auf dem FiBL-Weingut testen die Forschenden immer wieder neue Sorten.

In den PiWi-Rebbergen kann der Winzer viel ökologischer arbeiten. Er kann später mähen und mehr Wildwuchs tolerieren. «Wir beobachten immer mehr Tiere wie Rehe und Hasen in den Reben», erzählt Andreas Tuchschmid.

Weintrauben im Farbumschlag

Aktuell passiert bei den Weintrauben der Farbumschlag (der Artikel wurde vom LID Mitte Juli publiziert, Red.). Das heisst, dass die Rotweintrauben von grün auf rot-blau wechseln. Die Weissweintrauben werden jetzt weich. Die Trauben beginnen nun Zucker zu produzieren. Zu diesem Zeitpunkt könnte man aus den Trauben Verjus machen, denn sie haben noch sehr viel Säure.

Nach der Ernte im September bis Oktober werden die Trauben gekeltert.

18 Weine im Keller

Das FiBL-Weingut stellt rund 18 verschiedene Weine von Weisswein, Rosé, Rotwein bis zu Spezialitäten her. In geeigneten Jahren werden auch «Vins Naturels» produziert. Dies sind Weine, die fast ohne Hilfsstoffe oder andere Eingriffe mittels Spontangärung im Keller reifen.

Die PiWi-Weine überzeugen den Kellermeister durch ihre Qualität und Vielfältigkeit, neben den klaren Vorteilen aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht. Der einzige Nachteil sei, dass die Namen der neuen Weine noch nicht so bekannt sind.

Assemblages bringen neue Aromen hervor

Gerne kombiniert Andreas Tuchschmid Assemblages aus resistenten Sorten: «Dabei kann man viele spannende Neuaromen entdecken.»
So zum Beispiel der Wein «Les Noires», der seinen Namen von der beinah schwarzen Farbe und der Aromatik von schwarzen Waldbeeren hat. In der Assemblage finden sich die kaum krankheitsanfälligen Sorten Cabernet Cortis, Maréchal Foch, Léon Millot, Cabernet Noir, Divico und Chambourcin.

Jurapark Aargau – Regionalität ist ein klares Verkaufsargument

Rund 20 000 bis 30 000 Flaschen Wein keltert das FiBL-Weingut. Hier arbeiten mit dem Kellermeister drei Mitarbeitende und ein Lernender sowie verschiedene Aushilfen in der Pflege der Reben oder bei der Ernte. Pro Quadratmeter Rebe, also einem Kilogramm Trauben, gibt es etwa eine Flasche Wein.

Die Weine tragen neben dem Biolabel das Label des Jurapark Aargau. Dies bedeutet, dass sämtliche Zutaten aus der Region kommen müssen. «Die geforderten ökologischen Kriterien übertreffen wir mit unserer biologischen Produktion und den PiWi-Sorten längstens», sagt Andreas Tuchschmid.

Die Regionalität sei für die Konsumentinnen und Konsumenten beim Wein ein sehr wichtiges Argument. Im Aargau führt praktisch jedes Restaurant lokale Weine.

Zwischen Produktion und Forschung

Die Zusammenarbeit zwischen den Forschenden und der Produktion ist eng. Sie bringt dem Winzer Vor- und Nachteile. Auf einigen Flächen wird Wein produziert und auf anderen laufen verschiedene Versuche. In den Versuchsflächen werden mit Monitoring verschiedene rein pflanzliche Mittel gegen Pilzkrankheiten getestet. Dabei entstehen Zielkonflikte. «Für mich als Praktiker ist die Mittelwirkung nicht das einzige Kriterium», sagt Andreas Tuchschmid.

Jedoch sieht er in der engen Zusammenarbeit auch viele Vorteile: «So kann ich zum Beispiel früh erfahren, welche Sorten gut sind oder welche Zusatzstoffe neben hohen Kosten nicht viel bringen.»

Wein trinken mit einem ökologisch guten Gewissen

Mit seinem Engagement für die Produktion von PiWi-Weinen möchte der Kellermeister den Weingeniesserinnen und Weingeniessern ein ökologisch gutes Gewissen mitgeben. «Die PiWi-Weine sind ebenbürtig im Geschmack und ökologisch wertvoll», betont Andreas Tuchschmid.

Ansprechen möchte er eine Kundschaft, die ökologisch interessiert ist: «Diese Menschen helfen, die ökologische Wende im Weinbau in die Tat umzusetzen.»

Jasmine Baumann, LID

Weiterführende Informationen

Webseite des FiBL Weinguts (weingut.fibl.org)
Rebbau (Rubrik Pflanzenbau)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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